Liebe Sigrid und lieber Heinz,
Nun sind wir inzwischen auf der Rückreise durch Snowdonia - eine fantastische Landschaft mit rasierten Bergen, rund wie ein strammes Kinn darauf Felder von Farben gekleckst: Violett von der blühenden Heide, kaltes schimmerndes Grün des Farns, weiches Salatgrün der Weiden für die Schafe, das Blaugrün der stramm stehenden Tannen und dunkelgrüne Kleckse der Schlehenbüsche und des Weißdorns und ganz versprengend die weißen Punkte der grasenden Schafe. Auf all den Straßenschildern Namen und Ansagen, die kein Nicht-Waliser lesen geschweige denn aussprechen kann. Das aber alles nur im Vorüberfahren. Wir kommen von der Insel Anglesey weiter im Norden. Dort haben wir ein paar Tage ein kleines Cottage gemietet und Tonys Geburtstagsurlaub genossen. |
Dear Sigrid and Heinz,
We are now on our way back through Snowdonia - a fantastic landscape with shaved mountains, round like a tight chin, fields of colours blotted on top: Purple from the flowering heather, cold shimmering green of the ferns, soft lettuce green of the pastures for the sheep, the blue-green of the standing firs and dark green blotches of the blackthorn bushes and the hawthorn and the scattered white dots of the grazing sheep. Along the road signs names and announcements that no non-Welsh can read, let alone pronounce. But all this only in passing. We are coming from further north, from the island of Anglesey where we rented a small cottage for a few days and enjoyed Tony's birthday holiday. |
Wir hatten drei wunderschöne Wandertage durch diese schöne Landschaft. Diese eher musisch schwingend, gegliedert durch die so typischen Walisischen Schiefermauern und kleinen Straßen, die allzeit von hohen Hecken gesäumt sind. Überall grasen Schafe und man verläßt die eine zur nächsten Weide durch die sogenannten Kissing Gates, eine kleine Schleuse, die man nur einzeln passieren kann und wenn man sich wendet, um das Tor zu schließen, damit man wieder herauskommt auf der anderen Seite: Kuss.
Es waren 4 Tage brütender Sommer, dennoch sind wir um den Sonnenbrand herum gekommen. Über die Hügel ging es immer wieder hinab zur Küste. |
We had three wonderful days walking through this beautiful countryside, a landscape more musically vibrant, articulated by Welsh slate walls and small roads, always lined by high hedges. Everywhere sheep graze and you leave one pasture to the next through the ‘kissing gates’, a small lock that you can only pass through one at a time and, when you turn to close the gate so that you can get out again on the other side: kiss.
It was 4 days of brooding summer, yet we avoided the sunburn. Over and over the hills we went down to the coast. |
Am ersten Tag haben wir einen riesigen Strand queren müssen, um auf der anderen Seite das nächstgelegene Restaurant zu erreichen: 11 Km, davon wahrscheinlich 4 quer durch diese gnadenlose Wüste. Der Tidenhub beträgt hier ca. 8 m. Das Meer war in dieser Bucht sooo weit zurück gewichen war, dass es sich nicht lohnte, so weit hinaus zu waten, um in diesem flachen Wasser zu baden.
Gesättigt und gestärkt schlenderten wir über den endlosen Strand zurück, sprachen mit einem lebhaften Pfarrer in einer Kirche ausführlich über seine Suche nach einer neuen Nutzung für seine Kirche, die derzeit zum champing freigegeben ist und kletterten danach über die Landzunge zurück, um in unserem Cottage zusammen zu brechen. |
On our first day we crossed a huge beach to reach the restaurant on the far side, 11km, of which probably 4 across this merciless desert. The tidal range here is about 8m. The sea had receded so far in this bay that it was too far distant only to bathe in shallow water.
Fully sated and feeling strong, we strode back across the endless beach, spoke at length to a colourful vicar in a church in search of a new use, and climbed over the headland to collapse back in our cottage. |
Am nächsten Tag besuchten wir den kleinen Hafen der stillgelegten Kupfermine im Norden, der einst größten Kupfermine der Welt, wo Teile des natürlichen Beckens verbreitert worden waren, um Platz für die boomende Industrie zu schaffen. Durch die Ebbe geleert, konnten wir eindrücklich das sauber konstruierte Hafenbecken bewundern: vertikal geschichtete Schieferplatten, die durch starke Balken gesichert wurden.
Wir verbrachten Zeit mit dem örtlichen Ingenieur/Geologen, der seinen ehrenamtlichen Dienst in der Hafenmeisterei tätigte und erfuhren viel über die abwechslungsreiche Geschichte und die geschichteten Felsen dieser Gegend. |
On the next day, we visited the small harbour of the disused copper mine in the north, once the largest copper mine in the world, where parts of the natural basin had been widened to accommodate the booming industry and the low tide exposed the beach and the walls of the impressively constructed harbour basin:
vertically layered slates secured by strong beams. We spent time with the local engineer/geologist who spent his day in the harbourmaster’s lodgings, learning much about the layered history and the layered rocks of these parts. |
Im Abbaugebiet der Mine sprachen wir mit einem CEO der neuen Minengesellschaft. Kupfer wird wieder sehr hoch gehandelt wegen des Bedarfs für Batterien und nun scheint es lukrativ genug, den Abbau wieder anzukurbeln. Die verschiedenen Zonen der Mine müssen wohl, wenn es geregnet hat, besonders intensive Farben sprühen. Wir waren auch ohne dem überwältigt von den Rosttönen, Mauve, den Schwefel- und Zitronengelbs, hinzukommend der gelb blühende Stechginster, die Heide, rosane Weidenröschen, Konteneaster mit den roten Beeren und korallenfarbene Krokosmien.
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In the quarry of the mine we talked to the CEO of the new mining company. Copper is trading very high again because of the need for batteries, and now it seems lucrative enough to boost mining again. The different zones of the mine must burst with particularly intense colours when it has rained. Even in the scorching heat of the day we were overwhelmed by the shades of rust, mauve, the sulphur, and lemon yellows, plus the yellow-flowering gorse, heather, pink willowherb, cotoneaster with its red berries and coral-coloured crocosmia.
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Der Grubensee sammelt das abfließende Wasser der Mine und ist extrem säurehaltig, was die Minenbesitzer als Stromquelle nutzten, wie eine große Batterie, um die letzten Tropfen Kupfer aus dem Gestein zu holen. Man möchte nicht genau wissen, wie verschmutzend diese Zeit war und wie es sein wird, wenn der Abbau wieder beginnt, aber heute war es die unerträgliche Hitze, die sich dort auftürmte, auf uns niederschlug und uns auf die Suche nach Erfrischung schickte.
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The lake pits collect the mine's run-off water and are extremely acidic, which the mine owners used to use as a power source for electricity, like a big battery, to extract the last drops of copper from the rocks. You wouldn't want to know exactly how polluting this time was, and how it might be when mining starts again, but today it was the unbearable heat that piled up there, beat down on us, and sent us in search of refreshment.
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Am letzten Tag machten wir noch einmal einen Ausflug über die Landzunge zum Leuchtturm mit einer wunderschönen Kiesdüne. Viele Menschen halten es für natürlich, an Stränden Kies zu finden. Ich bin immer wieder fasziniert, woher diese über Jahrhunderte angeschwemmten Steine kommen. Meistens sind sie das Ergebnis von Gletschern. Die wenigsten Flüsse können die Steine glätten, weil das einer sehr langen Verlauf bedarf. Also werden sie aus den Sedimenten am Strand herausgeschwemmt, die wiederum in den Erdfalten eingebettet sind und sie hier freisetzen. Darwin war wohl der erste, der dies beobachtete und sah in der Bewegung der Erdkruste die einzige Erklärung. Er muss sehr verunsichert gewesen sein durch die Implikationen, die mit dieser so bahnbrechenden Idee verbunden waren und die Verantwortung Gottes in Frage stellten. Alfred Wegener beschrieb die Kontinentalverschiebung schließlich zum ersten Mal im Jahr 1912. Hier sind also diese wunderbaren dicken Kieselsteine.
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On the last day, we took another trip across the headland to the lighthouse with a beautiful pebble dune. Many people think it is natural to find pebbles on beaches. I am always fascinated where these stones, washed up over centuries, come from. Mostly they are the result of glaciers. Very few rivers can smooth the stones because that requires a very long course. Instead, they are washed out of the sediments on the beach, which in turn are embedded in the folds of the earth and released here. Darwin was probably the first to observe this and saw the movement of the earth's crust as the only explanation. He must have been very disturbed by the implications of this ground-breaking idea, which questioned the responsibility of God. Alfred Wegener finally described continental drift for the first time in 1912. So here are these wonderful thick pebbles.
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Aber besonders auch hier wieder diese fantastische Vielfalt der Farben unter den Algen / Seetang. Gestern habe ich dazu gelesen, dass diese Farbentonvielfalt in der überseeischen Blätter-Fauna nicht anzutreffen ist. Die Farb-Palette ist extrem weit gespannt. Es leuchtete hier Orange und Sonnengelb, frisches Grün, Kadmiumgelb, Rose für die Blüten der Felspflanzen, die offensichtlich mit dem Salzwasser und der Hitze und Trockenheit klarkommen. Unsere Nordesee kann diese Vielfalt in Algenspezies im Verhältnis zur Bretange und der englischen Küste wohl nicht aufweisen: bis zu 400 Spezies! Ein paar musste ich sammeln…
Das war‘s von Anglesey |
But especially here again this fantastic colour shade diversity among the algae/seaweed. Yesterday I read that this variety of colours is not found in the over-seas leaf fauna. The colour palette is extremely wide. Orange and sunshine yellow, fresh green, cadmium yellow, rose for the flowers of the rock plants, all of which cope with the salt water and the heat and dryness. Our North Sea probably can't boast this diversity in algae species in the way that the Bretagne and the English coast can: up to 400 species! I had to collect a few...
That's it from Anglesey |