Essen
We visit the past and present family in the proximity of Essen and take the opportunity to pass by two very modern buildings. Modern for their time and still fresh, they are quite remarkable and very different.
Mariendom
Gottfried Böhm describes himself as an architect and sculptor, and at the Mariendom he is certainly the second, at a magnificent scale of the first. In the slightly twee wooden frame town of Neviges his ambition for a destination of pilgrimage is made manifest in raw, unapologetic concrete; sheer walls, blank windows, topped with a range of peaked summits. There’s a hint of context reflected in the roof forms but so minor as to wonder whether it was ever truly intended. There is an approach lined with a soft parade of nuns’ cells, a flow of steps guiding the pilgrims to slide informally under the cliff face into the dark, noiseless interior of this ecclesiastical mountain. And as the eye accustoms, stalactites and stalagmites of structure and adoration are silhouetted against brilliant primary light through flowered glass. High up, heavenly openings cast rays of white to pick out the folds of the roofscape, and backlit chorister balconies curve into the space, angelic music from the concrete clouds accompanied by the faintly lit organ that hides in the shadows. And the chairs milling below speak of a gathering more than an audience, a congregation of congregating pilgrims, collecting together in this house, not solely focused on the glory of an alter but free to find their own place and pace of worship. Not for Böhm the hierarchical formality of the high church, this is reverence in the round, a marketplace, a tent, a place of undefined horizontal and vertical extents, a place of arrival and awe.
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Zollverein
Fritz Schupp and Martin Kremmer were Bauhaus men with a fixation on the industrial aesthetic and a talent for self-control. Not for Zollverein the piecemeal collection of coal works sackcloth interlaced with random pipework; the largest production house in the world was worthy of a sartorial language of unerring checkered cloth of a single yarn, layered with ordered meticulousness over whatever organic form the mass production of coal should require, and sewn together in a grid of orderly gantries. As they added buildings in the 1930’s they took reference not from the lightly decorated industrial sheds common in the Ruhr, but from the international style of Chicago and New York, creating a rigidly planned cityscape of pride and verticality, blue-collar processes in a white-collar architectural formula, a vision of clean lines and rigorous perspective, of large glass and engineered brick held in a clear and delicate framework of red steel. And from within these ordered grids the occasional thrust of strength and angled dynamic introduced by robust wheel towers and soaring conveyor bridges gave further impetus to the desire for more, encouraging a collective ambition to increase production for the good of the people, for the industrial growth of the country. And after the war the creation of the coking plant, maintaining the same language with the same cloth but to even mightier dimensions, a veritable wall of ovens tempered with a colonnade of chimneys, turning coal to coke to supply the heat to the burgeoning steelworks of the Ruhr valley, a place of revival and ore.
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October 2023
Essen
Wir besuchen die ehemalige und heutige Familie in der Nähe von Essen und nutzen die Gelegenheit, zwei sehr modernen Gebäuden in der Nähe zu besuchen. Modern für ihre Zeit und immer noch frisch, sind sie ziemlich bemerkenswert und sehr unterschiedlich.
Mariendom
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Gottfried Böhm bezeichnet sich selbst als Architekt und Bildhauer, und beim Mariendom ist er sicherlich der zweite, in einem großartigen Maßstab des ersten. In dem leicht niedlichen Fachwerkstädtchen Neviges manifestiert sich sein Ehrgeiz für ein Wallfahrtsziel in rohem, ungeschminktem Beton: steile Wände und ein paar undurchsichtige Fenster gekrönt von einer Reihe von Gipfeln. Eine vage Referenz spiegelt sich in der Dachlandschaft wider, aber so entfernt, dass man sich fragt, ob dies jemals wirklich beabsichtigt war. Der Weg dorthin, gesäumt von einer stillen Parade von Nonnenzellen, geleitet die Pilger über einer Reihe von Stufen, um ungezwungen unter der Felswand hindurch in das dunkle, geräuschlose Innere dieses geheiligten Berges zu gleiten. Und wenn sich das Auge daran gewöhnt, zeichnen sich die Stalaktiten und Stalagmiten der Struktur und der Anbetung gegen die brillanten von Primärfarben leuchtenden geblümten Gläser ab. Hoch oben werfen himmlische Öffnungen weiße Strahlen, um die Falten der Dachlandschaft herauszuarbeiten, hinterleuchtete Chorbalkone wölben sich in den Raum, Engelsgesang ertönt durch die Wolken aus Beton begleitet von der schemenhaft beleuchteten Orgel, die im Schatten verborgen bleibt. Und die Stühle, die unten beisammen stehen, zeugen eher von einer Gemeinschaft als von einem Publikum, von einer Schar sich versammelnder Pilger, die sich unter diesem Dach eingefunden haben, nicht allein auf die Herrlichkeit eines Altars ausgerichtet, sondern frei, ihren eigenen Platz und ihr eigenes Tempo der Anbetung zu finden. Für Böhm ist dies nicht die hierarchische Formalität der hohen Kirche, sondern eine Andacht im Kreis, ein Marktplatz, ein Zelt, ein Ort mit unbestimmter horizontaler und vertikaler Ausdehnung, ein Ort der Ankunft und des Staunens.
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Zollverein
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Fritz Schupp und Martin Kremmer waren Bauhäusler mit einer Vorliebe für industrielle Ästhetik und einem Talent zur Selbstkontrolle. Die größte Produktionsstätte der Welt war einer Formensprache würdig, die aus einem zielsicheren karierten Stoff aus einem einzigen Garn bestand, der mit geordneter Akribie über jede organische Form gelegt wurde, die die Massenproduktion von Kohle erforderte, und der in einem Raster aus geordneten Brückenträgern zusammengenäht wurde. Als sie in den 1930er Jahren dieses Gelände bebauten, orientierten sie sich nicht an den leicht verzierten Industriehallen, die im Ruhrgebiet üblich waren, sondern am internationalen Stil von Chicago und New York. Sie schufen eine streng geplante Stadtlandschaft von Stolz und Vertikalität, Blaumann Prozesse in einer architektonischen weißer-Kittel-Formel, eine Vision von klaren Linien und strenger Perspektive, große Glasscheiben und hartgebrannte Ziegel in einem klaren und zarten Rahmen aus rotem Stahl. Und innerhalb dieses geordneten Gitters gab der gelegentliche Schub an Kraft und schräger Dynamik, der von robusten Radtürmen und hoch aufragenden Förderbrücken ausging, weiteren Auftrieb noch mehr zu leisten und förderte den kollektiven Ehrgeiz, die Produktion zum Wohle des Volkes, für das industrielle Wachstum des Landes zu steigern. Nach dem Krieg entstand die Kokerei, die dieselbe Sprache aus demselben Gewebe, aber in noch gewaltigeren Dimensionen pflegte, eine wahre Wand von Öfen, die von einer Kolonnade von Schornsteinen begleitet wird, die Kohle in Koks verwandelten, um die aufkeimenden Stahlwerke des Ruhrgebiets mit Wärme zu versorgen, ein Ort der Wiederbelebung und des Erzes.
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Oktober 2023