The sin(e)s of nature
After two months of London, Luxembourg, Frankfurt activities, the catching up with friends and shows, the treatments and the funerals, the resolution of adjourned projects and the start of new studies, it seemed to us we needed a break, a trip without any specific purpose, no new cultures to understand, no admired buildings to visit or places to discover, no unmissable lectures to attend or important exhibitions to browse. Just a break from all that, unadulterated, selfish, untroubled, amongst a culture we admire, a quiet relaxed people, a good climate, an untended nature.
Our break is without obligation, we take our time getting to our place of rest. A long slow ferry ride south, random statements fished out of the conversation with which to exercise our 10-minute rhythmic prose.
On land there are short drives between stork-topped towns that offer coffee, sweet pastries, a good night’s sleep along the way; walks amongst the worn stonework and the flowering tree laden squares of historic, lived-in centres that dot the high plateau of western Spain.
In leisurely time we arrive in Malveira da Sierra, little more than an occupied crossroads with a few good restaurants, a coffee shop and a Spar grocer out beyond Lisbon, close to the coast, Europe’s furthest point west. A converted goat shelter wraps the hill amidst lemon trees and physalis, high above the town. We unload our books and iPads and papers and pens and materials. We lay on the deck under the filtered sun with our morning coffee. We sit under the early afternoon bamboo shade with our bread and cheese and fruit and jugged spring water. As the wind whips the pines and whistles in an evening chill the fire is lit to draw the cold from air and bone.
We absorb the rhythm. The daily descent and climb for fresh-baked, home-grown, hand-picked provisions, the daily dose of Luxembourgish, the sketched thoughts on a future life, the long hours with books, a light analysis of method and style. Slow-sewn hems in fine cotton.
Further afield there are winding road trips to country towns and valley-end beaches through patchwork lines of vines, enjoying the good natured patchers of tyres, bathing in the energizing foam of Atlantic waves. A long lazy day in Lisbon’s warm familiarity, a late evening Fado at Helde’s Duque da Rua.
Further afield there are winding road trips to country towns and valley-end beaches through patchwork lines of vines, enjoying the good natured patchers of tyres, bathing in the energizing foam of Atlantic waves. A long lazy day in Lisbon’s warm familiarity, a late evening Fado at Helde’s Duque da Rua.
As time slowly passes, we find the rhythm of the place - in the songs of birds, the back and forth of ant streets, the shifting of the tides, the gliding of the shadows, the forms of the cliffs - the sinusoidal rhythm that underlies the nature and in which we remain contentedly immersed. Two weeks slides slowly past.
We return via the parades and paradores of Zamora, a well-mixed town of stripped Catholicism that satisfies the soul, awash with black clad heavy metal believers where once the penitent bore the capirote. Our religious non-observance is the search for a post-Google truth, not needing or wanting its Confirmation of our observations, but determined to determine our truths through experience, sensory appreciation and desire. Conclusions defined by us, the arbiters, suiting our purpose, truth being what we imagine it to be, more satisfying than Google’s.
And once back on board, we wallow again in the open sea beyond the Santander banks, the omnipresent sinusoidal waves seeking to immerse us once again.
June 2024
Urlaub als eine Figura Serpentinata
Nach zwei Monaten London, Luxemburg, Frankfurt, nachdem wir Freunde und Veranstaltungen besucht haben, Behandlungen und Beerdigungen, Lösungen vertagter Projekte verfolgt und neue Studien begonnen haben, schien es uns, dass wir eine Pause brauchten, eine Reise ohne ein bestimmtes Ziel, ohne neue Kulturen, die es zu verstehen gilt, ohne berühmte Gebäude, die es zu besichtigen gilt, oder Orte, die es zu entdecken gilt, ohne unumgängliche Vorträge, die man besuchen muss, oder wichtige Ausstellungen, die man durchstöbern kann. Einfach nur eine Pause von all dem, unverfälscht, egoistisch, unbeschwert, inmitten einer Kultur, die wir bewundern, eines in sich ruhenden, entspannten Volkes, eines verwöhnenden Klimas, einer ungekämmter Natur.
Unsere Pause ist unverbindlich, wir lassen uns Zeit, um zu unserem Ruheplatz zu gelangen. Eine lange, langsame Fährfahrt in den Süden, zufällige Aussagen, die wir aus Gesprächen herausfischen und mit denen wir unsere 10-minütige rhythmische Prosa üben. |
An Land bringen kurze unsere Fahrten zwischen storchengekrönten Städten Kaffee, süßem Gebäck und eine gute Nachtruhe mit sich. Spaziergänge zwischen verwitternden Steinmauern und über mit blühenden Bäumen übersäte Plätze der historischen, lebendigen Zentren, die die Hochebene Westspaniens gliedern.
In gemächlicher Fahrt kommen wir in Malveira da Sierra an, kaum mehr als eine bevölkerte Kreuzung mit ein paar guten Restaurants, einem Café und einem Spar-Lebensmittelgeschäft jenseits von Lissabon, nahe der Küste und dem äußersten Punkt Europas im Westen. Ein umgebauter Ziegenstall schmiegt sich an den Hügel zwischen Zitronenbäumen und Physalis, hoch über der Stadt. Wir laden unsere Bücher, iPads, Papiere, Stifte und Materialien aus. In der noch milden Morgensonne liegen wir mit unserem Kaffee und Tee auf der Terrasse. Am frühen Nachmittag sitzen wir im Bambusschatten mit Brot, Käse, Obst und aufgefülltem Quellwasser. Wenn der Wind die Kiefern peitscht und die Abendkühle hereinpfeift, wird das Feuer angezündet, um die Kälte aus Luft und Knochen zu vertreiben.
In gemächlicher Fahrt kommen wir in Malveira da Sierra an, kaum mehr als eine bevölkerte Kreuzung mit ein paar guten Restaurants, einem Café und einem Spar-Lebensmittelgeschäft jenseits von Lissabon, nahe der Küste und dem äußersten Punkt Europas im Westen. Ein umgebauter Ziegenstall schmiegt sich an den Hügel zwischen Zitronenbäumen und Physalis, hoch über der Stadt. Wir laden unsere Bücher, iPads, Papiere, Stifte und Materialien aus. In der noch milden Morgensonne liegen wir mit unserem Kaffee und Tee auf der Terrasse. Am frühen Nachmittag sitzen wir im Bambusschatten mit Brot, Käse, Obst und aufgefülltem Quellwasser. Wenn der Wind die Kiefern peitscht und die Abendkühle hereinpfeift, wird das Feuer angezündet, um die Kälte aus Luft und Knochen zu vertreiben.
Wir nehmen den Rhythmus auf. Die tägliche Serpentine ab und auf für frisch gebackene, selbst angebaute, handgepflückte Lebensmittel, die tägliche Dosis Luxemburgisch, die skizzierten Gedanken über ein zukünftiges Leben, die langen Stunden mit Büchern, eine leichte Analyse von Methode und Stil. Langsam genähte Säume aus feiner Baumwolle.
„An de Sam vun der gréng Dëschdecke ass mat rosaen Knuet brodéiert ginn.“
In der Ferne sind es die kurvenreichen Fahrten zu ländlichen Dörfern und Stränden am Ende der Täler oder diejenigen, die sich endlos durch die Flicken von Weinberge schlängeln oder die Freude über einen Flicken auf einem angekratzen Reifen, das Baden im belebenden Schaum der schnörkelnden Atlantikwellen. Ein langer, fauler Tag in der warmen Vertrautheit Lissabons, ein spätabendlicher Fado in Helders Duque da Rua.
„An de Sam vun der gréng Dëschdecke ass mat rosaen Knuet brodéiert ginn.“
In der Ferne sind es die kurvenreichen Fahrten zu ländlichen Dörfern und Stränden am Ende der Täler oder diejenigen, die sich endlos durch die Flicken von Weinberge schlängeln oder die Freude über einen Flicken auf einem angekratzen Reifen, das Baden im belebenden Schaum der schnörkelnden Atlantikwellen. Ein langer, fauler Tag in der warmen Vertrautheit Lissabons, ein spätabendlicher Fado in Helders Duque da Rua.
Und während die Zeit langsam vergeht, finden wir den Rhythmus des Ortes - in den Gesängen der Vögel, dem Hin und Her der Ameisenstraße, dem Wechsel der Gezeiten, dem Gleiten der Schatten, den Formen der Klippen, den portugiesischen Pastella Nata - in einem Figurata Serpentinata Rhythmus, der der Natur zugrunde liegt, die Kräuselungen der Natur, in die wir zufrieden eingetaucht bleiben. Zwei Wochen gleiten langsam dahin.
Wir kehren über die Paraden und Paradore von Zamora zurück, einer gut durchmischten Stadt mit einem entblößten Katholizismus, der die Seele befriedigt, überflutet von schwarz gekleideten Heavy-Metal-Gläubigen, wo einst der Büßer die Capirote trug. Unsere religiöse Nichtbeachtung ist die Suche nach einer Post-Google-Wahrheit, wobei wir die Bestätigung unserer Beobachtungen durch Google weder brauchen noch wollen, sondern entschlossen sind, unsere Wahrheiten durch Erfahrung, über unsere Sinne und durch unser Verlangen zu finden. Schlussfolgerungen definiert aus einem persönlichen Prozess, die unserem Anliegen entsprechen, wobei die Wahrheit das ist, was wir uns darunter vorstellen - befriedigender als die von Google.
Und wieder an Bord, schwingen wir wieder auf dem offenen Meer jenseits des Santander-Ufers mit den allgegenwärtigen serpentinata figürlichen Wellen, die uns erneut einzunehmen suchen.
Und wieder an Bord, schwingen wir wieder auf dem offenen Meer jenseits des Santander-Ufers mit den allgegenwärtigen serpentinata figürlichen Wellen, die uns erneut einzunehmen suchen.
Juni 2024