Raguzzini's Tanz
Ich sehe die Gebäude tanzen, sie antworten einander, sie geben Raum, sie fassen einander bei den Händen. Dieser Raum vor der Kirche St. Ignazio wird bespielt, ein Platz der geschickt gefüllt wird anstatt ihn zu entleeren und wieder neu zu bebauen, wie es an fast allen Orten in Rom im Barock (und auch allzugern in unserer Zeit) gehandhabt wird.
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Filippo Raguzzini hat 1827 eine nie dagewesenen Antwort für eine Platzgestaltung erfunden und hat eine Fassung für die Kirche zu bieten: er baut hier hinein zwei für Rom winzige Gebäude und sein Ort wird zur Bühne. Er fügt diese Kubatur so geschickt in den Raum, dass nicht nur die Kirche sondern insbesondere die bestehenden angrenzenden Gebäude ein neues Gegenüber erhalten, ihr Gegenüber: er entwirft (man möchte es schon gerne wörtlich nehmen) ein vereinfacht gesagt dreieckiges und ein rautenförmiges Mietshaus, die Zwickel ermöglichen die Ausrichtungen zueinander, kreieren neue Achsen.
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Und ein weiterer Kniff : die Gebäuden werden ihrer Ecken beraubt. Und dann entsteht der Reigen, Negativräume in Form von Ellypsen schaffen Bewegung, kleine Kringel gleiten entlang der zuvor bestehenden Kanten in die Luft, Seifenblasen gleich fangen sie sich an den Dachrändern und lösen sich auf bis zu meinem nächsten Schritt und Blickwechsel und so tanzen wir immer weiter…
September 2022
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I see the buildings dancing, responding to each other, giving space, holding each other's hands. Space that fronts the church of St. Ignatius is being played with, a space skillfully occupied instead of emptied and simplified, in contrast to the urban clearance that enabled most places in Rome in the Baroque period (and all too often in our time).
In 1827 Filippo Raguzzini creates a unique vision and an unprecedented solution for piazza design: he inserts two buildings that are tiny for Rome and his piazza becomes a stage. He adds this cubature to the space so skillfully that both the church and the adjacent buildings are given a new counterpart, their counterpart. The spandrels of his triangular and rhombic tenement buildings create tension and proximity, enabling flowing alignments, and as I move through the space the dance begins. Negative elliptical spaces form freely and create movement, small curls glide into the air between the corners; like soap bubbles they catch on the edges of the roof and dissolve until my next step and change of view and so we dance on and on... |